Studien zur Kunstkritik – zu ihren Protagonist*innen, ihrer Bedeutung, ihrem prophezeiten Tod oder zumindest ihre häufig diagnostizierte Krise – sind zahlreich und vielfältig. Lange bestand die Aufgabe der Kunstkritik, zumindest im westlichen Kontext, darin, die Kritikfähigkeit der Kunst selbst auf den Prüfstand zu stellen. Doch wie ist Kunstkritik in einem expandierenden künstlerischen Feld zu verstehen? Dieser Reader ist ein Versuch, verschiedene Stimmen und Perspektiven miteinander ins Gespräch zu bringen, ohne den Anspruch auf eine umfassende Geschichte der Kunstkritik zu erheben. Vielmehr soll ein Blick in die Geschichte der Vielfalt des Genres, ihrer Kriterien sowie Schreib- und Adressierungsweisen aufzeigen.
Beate Söntgen und Julia Voss haben 43 Kolleg*innen mit unterschiedlichem geographischem und intellektuellem Hintergrund eingeladen, die Kunstkritiker*innen ihrer Wahl vorzustellen und zu diskutieren, wobei sie jeweils ein Beispiel aus ihrem Werk auswählen, zu dem sie Stellung nehmen. Wie haben sich diese Autor*innen der Kunstkritik genähert? Welche Stile verwenden sie? Was macht sie außergewöhnlich? Was können wir heute aus ihren Schriften lernen, und was ist ihre Bedeutung in ihrem zeitgenössischen Kontext? Beispiele reichen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, von Denis Diderot und Ananda Kentish Coomaraswamy bis zu Bertha Zuckerkandl, Patrick Mudekeraza und Jennifer Higgie.
Die eingeladenen Wissenschaftler*innen und Autor*innen wie Juli Carson, Yuriko Furuhata, Isabelle Graw, Wolfgang Kemp, Yvette Mutumba, Azu Nwagbogu, Ghalya Saadawi und viele mehr führen mit einer präzisen Einleitung in die ausgewählten Texte.
Ziel der Herausgeberinnen ist es, die Vielfalt der Kunstkritik darzustellen, die so divers ist, wie die Kunst selbst. Nur durch die Darstellung der vielfältigen Formen, Stile, Schreibweisen, Kriterien und Distributionswege, die sie für sich beansprucht, ist es möglich, eine neue Definition der Kunstkritik zu finden. Der vorliegende Reader liefert Material zur Untersuchung und Analyse in wissenschaftlichen Seminaren und dient zur Anregung für zukünftige Praktiken kunstkritischen Schreibens.
ISBN 978-3-7757-5074-5