Deutschland, die USA und die Sowjetunion erlebten in den 1920er Jahren eine Phase der Stabilisierung und Liberalisierung. Die Sachlichkeit wurde in Deutschland, Amerika und der Sowjetunion als neuer Realismus in Politik, Ökonomie und den Künsten zum Schlüsselbegriff der Epoche. Die Realität wird weniger gestaltet als konstruiert und montiert. In die Kompositionen der Bilder ist die Künstlichkeit ihrer Konstruktion eingeschrieben. Im Zentrum der Bilder und Filme steht der Materialismus der Dinge und des Seins als Quelle der Ordnung und des allgemeinen Wohlstandes. Die amerikanischen, deutschen und sowjetischen Künstler entwarfen im Zeichen von Fordismus und Taylorismus ein absolut positives Bild der Technik und Maschine im Sinne einer Emanzipation der Menschheit bis die Weltwirtschaftskrise 1929 das politische und gesellschaftliche Klima veränderte. Diese Zäsur wirkte sich auch auf die Kunst und Literatur der Zeit aus. In Deutschland wurde die sogenannte Heimatkunst zur bestimmenden Kunstrichtung, in den USA der Regionalismus und in der Sowjetunion der Sozialistische Realismus. Das Buch beleuchtet diese Entwicklungen und zeigt anhand zahlreicher Abbildungen, wie sich die Künstlerinnen und Künstler mit den politischen Fragen der Zwischenkriegszeit auseinandersetzten. Gesellschaften bedienen sich genau der Kunst, die sie brauchen, um ihre politische und soziale Situation zu reflektieren. Dies wird an den Botschaften von Gemälden, Wandbildern, Plakaten, Filmen und Fotografien jener Zeit analysiert.
Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung
ISBN 978-3-7425-1094-5