Dienst, Rolf-Gunter
Seine letzten Lebensmonate waren geprägt von der Freude auf die große Ausstellung im Duisburger Museum Küppersmühle, die am 24. Juni 2016 eröffnet, und dem schließlich vergeblichen Kampf mit Krankheit und Operation. Wie seine Ehefrau Gunild Ober-Berg sagt, hat er „süchtig gemalt“ – und es waren absolute Großformate, denen er sich in scheinbar unendlichen Stunden zuwandte. Rolf-Gunter Dienst war der Poet der Farbe, die er in kennzeichnenden Kürzeln der Leinwand einschrieb. Er hatte immer geschrieben. Als wir uns in den 1960er-Jahren auf die Spur der „Neuen Generation“ begaben, polemisierten wir gegen die sklerotischen Formen der deutschen Museumspolitik, fanden Worte für Bilder, die ein von Pop Art und Bild-Forschung, von William Burroughs oder Brion Gysin angeregtes erweitertes Alphabet aufstellten. In seinen Bildtiteln führte er ein „Momenttagebuch“ seiner zahlreichen Künstlerfreundschaften. New York City’s künstlerische Bühne in den 1960er-Jahren war für uns beide aus dem Chelsea-Hotel heraus eine kritisch absolvierte und observierte Händleroligarchie aber auch besetzt mit langanhaltenden Künstlerfreundschaften. Rolf-Gunter Dienst schrieb und redigierte 1965–1991 für das „kunstwerk“, gab 1970 das bemerkenswerte großformatige Buch über „Deutsche Kunst eine neue Generation“ bei DuMont heraus und führte an der Nürnberger Kunstakademie eine tatsächlich wiederum neue Generation zwischen 1992 und 2008 in die Positionen der Malerei ein. Hatte er in der Pop Art die „Ikonographie des Außen“ beschrieben, so vertraute er als Maler seiner sehr eigenen „Ikonographie des Inneren“. Rolf-Gunter Dienst wird uns fehlen.
Nachruf von Jürgen Claus, 24. März 2016