Aus Deutschland erreichte uns die Nachricht, dass „Lieba“ Jappe (1934 geboren) von uns gegangen ist. Unvergessen ist, wie sie sich 1977 für die AICA als Haupt-Organisatorin des XII.Kongresses und der 29.Assemblée generale in Köln eingesetzt hatte, wobei das Hauptthema der Kunst der sechziger Jahre gewidmet war. Den rund 150 Teilnehmern zeigte sie sich damals als geduldige, bescheidende, besonders weitherzige und sehr kompetente Gastgeberin. Mitglied der AICA wurde sie jedoch erst 1988, als sie schon längst Artikel über zeitgenössische Kunst veröffentlicht hatte. Ihr eigentliches Thema aber galt der Performance-Kunst. Es passte zu ihrer Ausbildung, denn obwohl sie 1934 als Hermine Cornelia Elisabeth Kluytenaar in Frankreich geboren wurde, studierte sie als Niederländerin zwar erst in Paris, dann aber in Amsterdam Kunstgeschichte, Bühnenbild und Kostümkunde. Da sie 1961 den Theaterhistoriker, Kunstkritiker, späteren Professor für Ästhetik und Dichter für optische und akustische Poesie Georg Jappe heiratete (mit dem sie zwei Kinder grosszog), lag es nahe, die Themen bildende Kunst und Theater zu verbinden, – voilà: die Einheit beider Kategorien lag in der Performance-Kunst. Als Kuratorin, Projekte-Macherin, Programm-Gestalterin, Übersetzerin und auch Autorin erwarb sie bald für diese neue Sparte der Kultur internationale Anerkennung. Von 1975 an gelang es ihr, Performances als eigenes Programm auf internationalen Kunstmärkten und Theaterfestivals unterzubringen, anfangs beispielsweise 1978 in Bremen. Das war nicht selbstverständlich, bald aber konnte sie zunehmend mit der Neugierde eines grösseren Publikums rechnen. Das ermutigte sie 1981 zur Gründung der Moltkerei Werkstatt in Köln, einem Avantgarde Zentrum für vornehmlich Performances und Workshops für internationale Künstler, das sie zunächst selbst leitete und das noch heute von Christian Merscheid weitergeführt wird. Beide veröffentlichten über ihre dortigen Aktivitäten, zu denen nach dem Fall der Mauer nun auch Auftritte junger ostdeutscher Künstler zählten, 1994/95 eine Publikation. Gemeinsam mit Georg Jappe kuratierte sie die rundreisende Ausstellung Resource Kunst (Berlin, Saarbrücken, München, Budapest), zu der beide 1989 im DuMont-Verlag in Köln ein Buch herausbrachten. Zuvor hatte Lieba für die documenta 8 (1987) endgültig das internationale Publikum mit der Kategorie performance-art vertraut gemacht. Diese Arbeit kulminierte in der eigenen Buchausgabe Performance – Ritual – Prozess, Handbuch der Aktionskunst in Europa (München 1993.) Es wurde ein Standartwerk, -was wäre die Performance-Art ohne Lieba Jappe gewesen! Nach dem Tod von Georg Jappe zog sie sich von ihren vielen Vortragsaktivitäten zurück. Das umfangreiche Archiv des Ehepaares Jappe erhielt – sofern es performance Art betrifft – zunächst das von Egidio Marzona geleitete Archiv der Avantgarden, das dann aber 2016 als Ganzes den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gestiftet wurde.

Elisabeth Jappe ist am 22. Januar 2021 verstorben.

Nachruf von Antje von Graevenitz, AICA-Mitglied in Amsterdam