Symposien, Kongresse etc.

Antisemitismus als Kulturtechnik

Leon Kahane und Fabian Bechtle (Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst, DCCA):
Antisemitismus als Kulturtechnik
Filmpremiere mit anschließendem Gespräch
17. Mai 2023, 18:30 Uhr
Kunstsammlungen am Theaterplatz Chemnitz
https://www.kunstsammlungen-chemnitz.de/event/17-05-2023-8536/

Am Mittwoch, den 17. Mai 2023, um 18:30 Uhr findet die Premiere des neuen Films des Forum Demokratische Kultur und Zeitgenössische Kunst (DCCA) von Fabian Bechtle und Leon Kahane statt. Im Anschluss folgt ein Gespräch der beiden Künstler mit Sabine Maria Schmidt (Kuratorin, Kunstsammlungen Chemnitz und AICA -Mitglied).

Antisemitismus beginnt nicht bei der körperlichen Bedrohung von Jüdinnen und Juden, sondern bei der Kultivierung antisemitischer Weltbilder. Allen bekannten Erscheinungsformen des Antisemitismus ging eine kulturelle Legitimierung voran, die immer auf die selben Bilder und Projektionen auf Jüdinnen und Juden und auf die jüdische Kultur zurückgegriffen hat. Diese Bilder sind so tief in das kulturelle Gedächtnis eingesickert, dass sie weiterhin ganz selbstverständlich gepflegt werden, in Hiphop-Videos, Fernsehkrimis, Kinderfilmen und zahlreichen historischen Illustrationen und Gemälden. Aber was sind das für Bilder? Wo und wie zirkulieren sie? Und wie wird auf diese reagiert?
Man muss Antisemitismus als eine Kulturtechnik begreifen, lautet eine These des Forum DCCA. Eine Kulturtechnik, durch die innere gesellschaftliche und individuelle Konflikte externalisiert werden.
Nicht zuletzt hat das Erscheinen antisemitischer Bilder auf der letzten documenta fifteen auf nicht vorhersehbare Weise Fehlstellen verantwortlichen Kuratierens und vertiefter kritischer Debatten im professionellen Kunstbetrieb aufgezeigt.
Das Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst (Forum DCCA) ist ein Ort für künstlerische Kulturkritik. Es wurde von den Künstlern Fabian Bechtle und Leon Kahane gegründet. In Kooperation mit Kulturinstitutionen produzieren sie künstlerische Beiträge und Begleitprogramme, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten sowie kulturellen Kontinuitäten von Antisemitismus und Rassismus auseinandersetzen. Dafür kooperiert das Forum eng mit Expert:innen, die zu den Themen Antisemitismus und Rassismus arbeiten und forschen.
Vom 18. Mai bis 6. Juni 2023 sind Filmbeiträge der Künstler im Forum in den Kunstsammlungen am Theaterplatz ausgestellt.
Fabian Bechtle (geboren 1980 in Berlin) studierte Bildende Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (HGB) und an der ENSBA Lyon. Von 2014 bis Ende 2017 war er künstlerischer Mitarbeiter in der Klasse für Installation und Raum an der HGB Leipzig.
Leon Kahane (geboren 1985 in Berlin) absolvierte zunächst eine Fotografie-Ausbildung an der BEST-Sabel Berufsfachschule für Design und an der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin und studierte anschließend Freie Kunst an der Universität der Künste Berlin (UdK).
Jüngste Aktivitäten des Forums DCCA umfassten u.a.
*Tagung zu Antisemitismus als Kontinuität kulturpessimistischer Weltbilder im Neuen Berliner Kunstverein
*Diskussionsveranstaltung um des lieben Friedens willen im Museum der bildenden Künste Leipzig
*Diskussionsreihe Kontinuitäten des Antisemitismus in der Volksbühne Berlin (2019-21)
*Videovorträge Antimoderne Kontinuitäten für das Weserburg Museum für Moderne Kunst Bremen
*Forum Infoclips im Rahmen der Ausstellung I will survive von Hito Steyerl im K21 Düsseldorf
Ausführlich: forum-dcca.eu

Hier werden Veranstaltungen von Mitgliedern oder befreundeten Institutionen bekanntgegeben.

Carl Einstein Re-Visited:

Carl Einstein Re-Visited: Die Aktualität seiner Sprache, Prosa und Kunstkritik
Donnerstag 2. Februar bis Samstag 4. Februar
Museum für Literatur am Oberrhein und ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe
Donnerstag, 2. Februar 2017
Museum für Literatur am Oberrhein

19:00 Begrüßung durch OB Dr. Mentrup, Prof. Dr. hc. mult. Weibel, Prof. Dr. Schmidt-Bergmann
19:30 Uwe Fleckner (Hamburg): „immer in einer fremden sprache leben ...“ Carl Einstein und die Sprache des Exils

Freitag, 3. Februar 2017
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien
Sektion I: Autobiografie

9:00 Liliane Meffre (Dijon): Carl Einstein, toujours un et multiple
9:45 Stefan Scherer (Karlsruhe): Kubistische Prosa. 'Bebuquin'
10:30-11:00 Kaffeepause
11:00 Patrick Hohlweck (Köln): „oder“. BEBs Psychogrammatik
11:45 Sebastian Baden (Karlsruhe): „Técnico de guerra“: Einsteins politischer Aktivismus
12:30-14:00 Mittagspause

Sektion II: Kunstkritik

14:00 Annie Pfeifer (USA/CH): The Lexical as Critical: Carl Einstein’s “Critical Dictionary”
14:45 David Quigley (Stuttgart): “K geht über K hinaus. L’art comme partie et fonction du réel”
15:30-16:00 Kaffeepause
16:00 Stephanie Marchal (Lüneburg): Kontaktzonen der Kritik: Julius Meier-Graefe und Carl Einstein
16:45 Axel Heil (Karlsruhe): Bilder ohne Worte. Carl Einstein und Aby Warburg
17:30-18:00 Kaffeepause
18:00 Klaus H. Kiefer (Balaruc-les-Bains): Carl Einsteins Briefe - Stilistik und Philologie

Samstag, 4. Februar 2017
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien

Sektion III: Ideologie

9:00 Maria Männig (Karlsruhe): Reaktionäre Avantgarde
9:45 Christian Drobe (Halle): Von der Gestalt zum gestaltenden Sehen? Ganzheitliche Positionen ästhetischer Wahrnehmung bei Carl Einstein und Ernst Cassirer
10:30-11:00 Kaffeepause
11:00 Matthias Berning (Aachen): Einstein, Grosz, die Kunst und die Weimarer Republik
11:45 Samuel Wagen-Magnon (Lausanne): „Film Foto Mickey maus”. Carl Einstein et le cinéma: une „crise de réalisme”?
12:30-14:00 Mittagspause

Sektion IV: Globalität
14:00 Paul N’guessan-Béchié (Abidjan): Faszination und Aktualität von Carl Einsteins „Negerplastik“ aus afrikanischer Perspektive
14:45 Charles Haxthausen (Williamstown): A “bescheidener Beginn”: Carl Einstein’s ‘Afrikanische Plastik’
15:30-16:00 Kaffeepause
16:00 Roberto Conduru (Rio de Janeiro): Carl Einstein in Brazil – towards other connections with Africa and the globe
16:45 Julia Burbulla (Bern): How does science work? Carl Einstein im Spiegel kunstwissenschaftlicher Reformbemühungen

ständig aktualisierte Informationen unter https://cek2017.hypotheses.org/

Newsflash Kunstkritik?

Newsflash Kunstkritik?
Wie die digitale Vernetzung und Verbreitung von Kunst neue Herausforderungen an die Kritik stellt

Hochschule für Gestaltung Offenbach a. M./ Frankfurter Kunstverein, 24.-25. Nov 2016
Deadline: 27. Juni 2016

Tagung des Promotionsbereiches der Hochschule für Gestaltung Offenbach a. M. im Frankfurter Kunstverein, 24.-25. Nov. 2016, unterstützt von der AICA (Association des critiques d’art) Deutschland e. V.
Konzept: Ellen Wagner (Hochschule für Gestaltung Offenbach a. M.)

Das Internet stellt einen umfassenden Nicht-Ort dar, an dem das Verhältnis von Kunst und Ware durch massenhafte Verbreitung von Reproduktionen immer undurchsichtiger wird. Betrachtet man z. B. das DISmagazine als Ort des von Künstlern selbst stark geprägten Diskurses, stößt man auf eine Überfülle an Inhalten, die die Kunst rahmen, ohne sie zu kontextualisieren. Über die Präsentation von Kunst, Konsumprodukten und kritischen Essays in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander wird hier nicht nur eine Aufklärung über bestimmte Produktionsvorgänge in der post-digitalen Gesellschaft verfolgt, sondern genauso die Lust am individuellen Zusammenstellen von Bildern und Texten zelebriert. Unterschwellig wird damit wiederum eine Logik der mass customization wirksam, in der oberflächliche Anschlussfähigkeit eines Bildes wichtiger scheint als die komplexe Einbettung eines Werks in vielfältige, sich eben nicht von selbst erschließende kulturelle Zusammenhänge.
Verbreitet sich Kunst über Facebook-Profile, tumblr-Blogs, Onlinemagazine usw., steigt mit ihrem Bekanntheitsgrad auch der Vermittlungsbedarf. Dass Abbildungen von Kunstwerken in unterschiedlichen Kontexten verlinkt werden, scheint nur auf den ersten Blick einen freieren Zugang zu ihnen zu fördern. Da ihre Vielzahl an Bezügen zum Kunst- und Internetkontext oft ungeklärt bleibt, laufen die Arbeiten Gefahr, eine distanzierende Undurchsichtigkeit zu entwickeln. Immer drängender stellt sich die Frage, ob es sich bei den online verbreiteten Bildvarianten überhaupt noch um Reproduktionen handelt oder um einzelne Momente eines ‚verstreuten Originals’, das nur als Netz aus verschiedenen Bezügen und Perspektiven zu erfassen ist.

Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Rolle des Kritikers als eines Experten, der über Einordnungen und Wertungen bestimmten Werken langfristig Aufmerksamkeit verschaffen könnte, umso häufiger Ablehnung erfährt, je mehr sich die Kunst dem Populären zuwendet. Zielt ein Werk, zumindest dem ersten Blick nach, vorrangig auf Überraschung und Unterhaltung, scheint es jedem Betrachtenden selbst zu obliegen, diesem mehr oder weniger Aufmerksamkeit zu schenken und zu beurteilen, welche Bedeutung es in dieser individuell erfahrenen Situation für ihn hat.
Unter Kritikern wiederum hört man immer wieder die Beschwerde, die Unterscheidung, ob man es gerade mit einem Kunstwerk oder einem Konsumartikel zu tun habe, werde zunehmend erschwert – nicht zuletzt aufgrund des Eifers, mit dem in beiden Sphären, in der Kunst wie in der Produktwerbung, in Ausstellungsdisplays und Warenauslagen, immer neue Variationen des bereits Vorhandenen erstellt werden. Auch der Verfall der Kunstkritik zur bloßen Serviceleistung, die beliebige Kunstwerke in ansprechende Produktbeschreibungen oder unterhaltsame Kurznachrichten verpackt, wurde in diesem Zusammenhang häufig konstatiert.

Die Tagung Newsflash Kunstkritik widmet sich der Frage, wie man schreibend einer Kunst begegnen kann, die sich, explizit oder implizit, über ihre Vernetzung im Analogen und insbesondere Digitalen definiert. Thematisiert werden können unter anderem Aspekte der Erscheinungsweise von Kunstwerken im Internet, die es, etwa im Fall der sog. Post-Internet Art, in das journalistische und wissenschaftliche Schreiben über Kunst miteinzubeziehen gilt:

- Wie werden Bilder, Skulpturen und Installationen online, z. B. als installation shots oder snippet-Ansichten, so präsentiert, dass sie illustrativ oder warenförmig werden? Was genau ist es eigentlich, das bestimmte Materialien, Formate, Präsentationsformen usw. im Digitalen besonders ‚gut aussehen’ lässt? Wie ist diese digitale Erscheinung der Arbeiten mit deren analoger Existenzform zu verknüpfen?

- Bedarf es zur Besprechung von Kunst, die sich im Kontext der Internetkultur verortet, eines ‚internet-ikonographischen’ Wissens? Wie tief sollte man tatsächlich in die Internetkultur eintauchen, um deren Bedeutung für die Kunst erklären zu können?

- Welche (textlichen) Darstellungsformen eignen sich zur Annäherung an eine Kunst, die immer ihre Verbreitung mitdenkt und kaum auf einzelne objekthafte Werke zu fixieren ist? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich etwa über die Form des Interviews bzw. wie ist generell mit den vor allem im Netz allgegenwärtigen Künstlerstatements umzugehen?

- Muss sich Kunstkritik von der Kultur des Likens und Dislikens, wie sie in den sozialen Medien herrscht, distanzieren, indem sie mehr auf Kontextualisierung als auf Wertung setzt? Wie viel Interpretationsarbeit am einzelnen Werk ist nötig, um die Kunst von der Austauschbarkeit des internet contents abzuheben?

Als Vortragende stehen bereits fest: Kerstin Stakemeier, Noemi Smolik und Jörg Scheller. Insbesondere junge WissenschaftlerInnen sind eingeladen, versierte Vorschläge für einen ca. 30-minütigen Beitrag einzureichen. Bitte senden Sie Ihr Abstract (ca. 300 Wörter) mit einer Kurzbiographie bis zum 27. Juni 2016 an Ellen Wagner, Hochschule für Gestaltung Offenbach a. M. (wagner@hfg-offenbach.de).

Sonderveranstaltung zur MV 2016

Freitag, 11. November 2016, 16 – 17.30 Uhr
Ort: Kölnischer Kunstverein, Hahnenstr. 8, Köln

Die Türkei nach dem Putsch – ein Zwischenbericht über Zensur und Selbstzensur im Kunstbetrieb
Impulsstatements und nachfolgendes Gespräch mit u.a. Ingo Arend (Berlin) und Necmi Sönmez (Düsseldorf), moderiert von Sabine Maria Schmidt

Eine Veranstaltung im Rahmen der Jahresversammlung der AICA (Deutschland) in Köln in Kooperation mit dem „Labor für Kritik und Weitsicht“ (Düsseldorf) und dem Kölnischen Kunstverein

Der radikale innenpolitische Umbau der Türkei in nur wenigen Monaten nach dem gescheiterten Staatstreich im Juli 2016 lässt aktuell nur wenig Ausblick auf positive Entwicklungen zu. Das Land ist gespalten. Der offene Kampf gegen Journalisten, Schriftsteller, Akademiker, kritische Intellektuelle hat zu einer förmlichen Säuberungswelle im Land geführt. Auch bildende KünstlerInnen und Institutionen berichten zunehmend von Übergriffen und Einschränkungen. Die Absage verschiedener Ausstellungen, Biennalen und der Kunstmesse „ArtInternational“ sind Anzeichen dafür, dass sich die Lage auch zukünftig verschärfen dürfte. Eine Regierung dünnt das kulturelle Kapital seines Landes systematisch aus und inszeniert auf der anderen Seite eine ‚neue Türkei’ im Geiste einer „phantasierten“ osmanischen Tradition.
Ingo Arend, der regelmäßig über die Kulturszene in der Türkei berichtet, wird sich in seinem Impulsstatement auf akute Zensurfälle ebenso wie den (zerbrochenen) Zusammenhang von ästhetischer und politischer Entwicklung konzentrieren. Necmi Sönmez, seit vielen Jahren als Kurator und Autor in Deutschland und der Türkei tätig, u.a. für Privatsammlungen, berichtet von aktuellen Erfahrungen ebenso wie von grundsätzlichen Einschätzungen und Problemen des Kunstbetriebs in der Türkei.
Wir zeichnen Entwicklungslinien und Stimmungsfelder nach und fragen, welche Stimmen und Räume es braucht, um die Freiheit von kreativem Geist und kritischer Meinung zu stärken?

Necmi Sönmez, geboren in Istanbul, arbeitet international als Kurator, Kritiker und Autor in Deutschland und der Türkei. Sönmez studierte Kunstgeschichte, Byzantinische Kunstgeschichte und Klassische Archäologie, kuratierte zahlreiche Ausstellungen, ist als Gastkurator für Borusan Contemporary, Istanbul und als Editor im Skira Verlag tätig.

Ingo Arend ist Kunstkritiker und Lehrbeauftragter, u.a. mit Schwerpunkt auf Kunst, Kultur und die Geschichte der Türkei. Er studierte Politik, Geschichte und Publizistik in Bonn und Köln, war von 1996 bis 2010 Kulturredakteur der Wochenzeitung „Freitag“ und später dort Redaktionsleiter. Ebenso war er tätig als Kunstredakteur der taz, arbeitet aktuell freiberuflich.

Sabine Maria Schmidt arbeitet international als Kuratorin, Kritikerin und Autorin, ist Mitglied der AICA und IKT, und gründete Anfang 2015 u.a. das „Labor für Kritik und Weitsicht“.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Jahresversammlung der AICA (Deutschland) in Köln in Kooperation mit dem WELTKUNSTZIMMER, Düsseldorf und dem Kölnischen Kunstverein

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