Das neue Stipendium wird jährlich an je eine:n Kunstkritiker:in und eine:n Künstler:in vergeben. Zusammen erarbeiten sie eine von der Ponto-Stiftung geförderte Publikation. Das Stipendium hat eine Dauer von sechs Monaten.

Die Auswahl der Preisträger:innen erfolgt in einem zweistufigen Verfahren: Eine jährlich wechselnde Nominierungsjury aus Expert:innen der Kunst und der Kritik schlägt Kunstkritiker:innen vor, die sich durch besondere Leistungen verdient gemacht haben. Aus den Vorschlägen wählt eine ebenfalls jährlich wechselnde Jury die:den Gewinner:in. Die Stipendien sind mit monatlich jeweils 1.000 Euro dotiert. Insgesamt hat das Förderprogramm einen Wert von jährlich 30.000 Euro.

Mit ihrem neuen Programm möchte die Jürgen Ponto-Stiftung ihren Blick im Bereich der bildenden Kunst weiten und zum ersten Mal auch die Kunstkritik in den Fokus nehmen. Ausgewählte Kritiker:innen sollen zusammen mit Künstler:innen finanziell gefördert und mit der Einladung, einen Katalog zu erstellen, sichtbarer gemacht werden. „Wir reagieren damit auf eine aktuell häufig diagnostizierte Krise der Kunstkritik, deren Protagonist*innen in der Regel unter wirtschaftlich prekären Bedingungen arbeiten. Gerade angesichts der Veränderungen von Öffentlichkeit ist die Pflege einer fundierten ästhetischen Urteilsfindung unabdingbar“, so die Fachkuratorin für den Bereich Bildende Kunst der Jürgen Ponto-Stiftung, Dr. Ulrike Groos.

Die AICA Deutschland dankt der Jürgen Ponto-Stiftung für die großzügige Finanzierung dieses neuen Formats. „Die effektivste Förderung bildender Kunst ist die Förderung der Kunstkritik“, so der Präsident der AICA Deutschland Kolja Reichert. „Sie streut nicht nur Wertschätzung für die bildende Kunst. Sie unterstützt das Publikum darin, sich eigene Urteile zu bilden. Damit fördert Kunstkritik gesellschaftliche Urteilskraft auch über die Kunst hinaus.“ Unter den wenigen Förderungen für Kunstkritik sticht das Stipendienprogramm von der Jürgen Ponto-Stiftung und der AICA Deutschland hinsichtlich Reichweite und Fördersumme heraus.

June Drevet und Vanessa Amoah Opoku sind die ersten Stipendiatinnen des Kunstkritik-Stipendiums der Jürgen Ponto-Stiftung und der AICA Deutschland. Die Jury für das Jahr 2025 bestand aus der Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart Dr. Ulrike Groos, der Kuratorin und Herausgeberin von „Arts of the Working Class“ Mariá Inés Plaza Lazo sowie dem Künstler Thomas Demand. Ausgewählt wurde die in Graz und Berlin lebende Kritikerin June Drevet.

June Drevet (geb. 1991) arbeitet als Redakteurin, Autorin und Kuratorin in freien, institutionellen und akademischen Kontexten. Ihr Hauptinteresse gilt der zeitgenössischen künstlerischen Fotografie und Videokunst, wobei sie sich insbesondere auf die Rolle der Fotografie in einer technologisierten und von humanitären Krisen geprägten Gegenwart konzentriert sowie auf Kunstpraktiken, die Machtstrukturen untergraben und aufdecken. Ausgebildet in Film- und Medienwissenschaften an der Bauhaus-Universität Weimar sowie Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien, war sie Redakteurin für Die Epilog (Berlin, DE) und EIKON – Internationale Zeitschrift für Fotografie und Medienkunst (Wien, AT). Seit 2024 ist sie als Redakteurin bei Camera Austria International (Graz, AT) tätig. Sie entwickelte Ausstellungen und Veranstaltungsreihen u.a. in der Spinnerei Leipzig, Akademie der bildenden Künste Wien und Scherben Berlin. Ihre Texte erscheinen in verschiedenen Print- und Onlinezeitschriften wie Katalogen. Von der Jürgen Ponto-Stiftung mit Carte blanche ausgestattet, hat June Drevet die Künstlerin Vanessa Amoah Opoku als Co-Stipendiatin des Förderjahrs 2025 ausgewählt. Beide werden über den Zeitraum Juli bis Dezember 2025 gemeinsam eine Publikation erarbeiten.

Vanessa Amoah Opoku (geb. 1992) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, die Geschichte, Digitalität und marginalisierte Narrative durch gemischte Realitäten erforscht. Sie nutzt Kunst, Wissenschaft und Technologie, um konventionelle Vorstellungen von Innovation und Zukunftsvisionen zu hinterfragen. Zu ihren wichtigsten künstlerischen Mitteln gehören 3D-Scans, Video, Skulptur, Performance und Sound. Sie
studierte Buchkunst und Grafikdesign, Kunst und digitale Medien sowie Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, der Akademie der Bildenden Künste Wien und der Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem. Im September 2021 erwarb sie ein Diplom in Bildender Kunst unter der Leitung von Prof. Tina Bara an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 2024 schloss sie dort ihr Studium mit der Meisterschüler*innenprüfung ab.

Vanessa Amoah Opoku