Anfang des 20. Jahrhunderts als Städtisches Museum Mönchengladbach gegründet, ist es als Städtisches Museum Abteiberg in seiner 1982 eröffneten heutigen „Gestalt“, weithin bekannt geworden.
Gestalt passt gut, denn der formal ungewöhnliche Bau von Hans Hollein gilt allgemein als Hauptwerk der postmodernen Architektur, von dem sogar Frank O. Gehry sagte, dass ohne die Inspiration durch dieses Haus sein eigenes Guggenheim–Museum in Bilbao wohl nicht denkbar gewesen wäre.
Der hohe Rang des Museums Abteiberg beginnt also schon beim Gebäude, und ebenso ungewöhnlich wie dieses ist auch das, was hier kontinuierlich auf höchstem Niveau gezeigt wird. Seit 2004 führt Susanne Titz als Direktorin fort und weiter, was ihre renommierte Vorgänger Johannes Cladders, Dierk Stemmler oder Veit Loers auf den Weg gebracht haben.
Es finden einerseits hochkarätige Einzelausstellungen statt, in den letzten Jahren etwa von Evelyne Axell, Monika Baer, Nairy Baghramian, Monica Bonvicini, Rita McBride, Antje Majewski, R. H. Quaytman, Gregor Schneider oder Cathy Wilkes, und aktuell von Anne-Mie van Kerckhoven, die nicht nur in Belgien eine der wichtigsten Positionen ihrer Generation ist und sich als eine der ersten in der Kunst z. B. mit Fragen der künstlichen Intelligenz auseinandergesetzt hat.
Besonders spannend sind aber auch die Gruppen- und Themenausstellungen.
Hier werden z. B. die hervorragenden eigenen Sammlungsbestände internationaler Kunst vor allem seit den 1960er Jahren in inhaltlich fundierte Zusammenhänge mit Werkkonvoluten aus bedeutenden Privatsammlungen gebracht. Ich erinnere mich z. B. an eine Ausstellung, die ich sensationell gut fand, sie fand 2009 statt und hieß „Das Gespinst“. Es war eine kuratorische Zusammenarbeit von Susanne Titz mit dem Sammler Wilhelm Schürmann. Äußerst originelle Zusammenstellungen und Konfrontationen der Werke erzeugten den auch vom Ausstellungstitel evozierten Eindruck, das sich gedankliche Fäden durch die Gänge und Räume des Museums zogen und in ihnen gleichsam einnisteten, was auch in die architektonische Struktur des Gebäudes unheimlich gut passte – die keineswegs einfach zu bespielen ist. Weniger inspirierte Hände als die von Susanne Titz könnten hier kuratorisch auch schnell scheitern.
Bemerkenswert sind auch die verstärkt stattfindenden und auf größere Zeiträume hinweg konzipierten Projekte, die die städtische Umgebung mit einbeziehen, so „Ein ahnungsloser Traum vom Park“ oder jüngst „Von den Strömen der Stadt“.
Dass es hier immer wieder innovative Ausstellungsformate gibt, hat sich auch schon in den Annalen der AICA niedergeschlagen, denn die Ausstellung „Konversationsstücke“, in der das von den Künstlern Django Hernandez und Anne Poelmann initiierte Online-Projekt „lonelyfingers“ im Museum Abteiberg seine erste „reale“ Präsentation fand, war 2013 die „Besondere Ausstellung.“
Dass aber auch das ganze Museum als herausragend gewürdigt wird, ist eine Entscheidung, die wir im Präsidium der AICA absolut einstimmig getroffen und auch als eigentlich längst überfällig empfunden haben.
Und wir hoffen, dass unsere Entscheidung dazu beiträgt, dass in Zukunft noch mehr Menschen, wenn sie an Mönchengladbach denken, zuerst das Museum Abteiberg im Sinn haben und erst dann den (natürlich auch zu Recht) berühmten Fußballverein, der ja in jüngster Zeit auch wieder recht erfolgreich ist, wenn auch aktuell nicht ganz so. Das Museum Abteiberg spielt jedenfalls kontinuierlich in der Champions League, und wenn man Leistungen in der Kunst und im Sport direkt vergleichen könnte, ein 0:0 gegen den Tabellenletzten läge jedenfalls etwas unterhalb all dessen, was ich bei meinen Besuchen hier gesehen habe. Mindestens 5:0 für das Museum Abteiberg!
Text: Ludig Seyfarth