Jury: Gerd Korinthenberg, Danièle Perrier, Uta M. Reindl, Ellen Wagner
Die Kunstmuseen der Stadt Krefeld, vor mehr als 120 Jahren gegründet, setzten sich bis heute für die enge Verbindung von Kunst, Design und Architektur ein. Damit ist das Museum in der ehemaligen Textilstadt am Niederrhein ein bedeutender Pionier in der aktuell wieder diskutierten spartenübergreifenden „Mehrstimmigkeit“ künstlerischer Disziplinen. Seit den ersten Nachkriegsjahrzehnten ist Krefeld zudem ein wichtiger Ort der Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunstavantgarde. Mit sehr frühen und bedeutenden Ausstellungen zu den Werken von Yves Klein, Joseph Beuys oder Gerhard Richter hat Krefeld internationale Museumsgeschichte geschrieben.
Ging es in der Gründungsphase des Krefelder „Bürgermuseums“ darum, stilbildend einen „guten Geschmack“ zu kultivieren, so lebt in dem seit 2016 von Katia Baudin geleiteten Krefelder Museum der Gedanke weiter, über Kunst und Design die Vielfalt der Erfahrungen im Alltag zu verdeutlichen. Den Besuchern wird auf diese Weise eine differenzierte Möglichkeit gegeben, unterschiedlichsten ästhetischen Formen und Darstellungsweisen zu begegnen.
Eindrucksvoll ist die geglückte Verbindung von Kunst und Architektur durch die Tatsache, dass dem Museum seit Jahrzehnten die beiden bedeutenden Bauhausvillen Haus Lange und Haus Esters zur Verfügung stehen, die Ludwig Mies van der Rohe in den späten 20er Jahren errichtet hat. Die eindrucksvolle klare Architektur hat immer wieder dort ausstellende Künstlerinnen und Künstler zur fruchtbaren Auseinandersetzung mit dem Raum angeregt.
Als frühes Beispiel einer minimalistischen Kunstauffassung ist in Haus Lange der oft übersehene, aber hochbedeutende „Leere Raum“ von Yves Klein von 1961 erhalten geblieben. Unter dem sprechenden Titel „Produktive Räume“ ist in dem Krefelder Villen-Ensemble aktuell eine Präsentation von Kunst und Design aus der Region zu sehen.
Zu den Markenzeichen des Museums gehört das erfolgreiche Prinzip, Künstlern die Initiative zur Gestaltung ihrer Ausstellungen zu überlassen und besondere, auf den Ort bezogene Werke zu realisieren. So hat Joseph Beuys für das innerstädtische „Kaiser Wilhelm Museum“ als Stammsitz der Krefelder Museen heute noch zu besichtigende legendäre Räume geschaffen.
Den wohl wichtigsten Ausstellungs-Beitrag zum Beuys-Gedenkjahr 2021 lieferte Krefeld mit dem Dialog der beiden Kunstpioniere Marcel Duchamp und Joseph Beuys als gelungene und intelligente Herausforderung für die Ausstellungsbesucher.
Text: Danièle Perrier