Seit mehr als dreißig Jahren steht der Jesuit Friedhelm Mennekes mit seinen Ausstellungen im Kreuzfeld zwischen Kunst und Kirche. Im Blick auf die Geschichte geht er einer natürlichen Sache nach: Er stellt Kunstwerke seiner Zeit in alte und neue Kirchen – und löst damit eine breite Diskussion aus. Von den einen gelobt, von den anderen getadelt, geht er unbeirrbar diesen Weg, der erst in der modernen Zeit kontrovers geworden ist, weil hier auf beiden Seiten der Anspruch auf Autonomie erhoben wird. Die Kunst dringt auf neue Formen, die Kirche auf ikonographische Eindeutigkeit. Jenseits dieser Empfindsamkeiten zwischen Kunst und Kirche bieten sich aber auf einer allgemeinen und reflektierten Ebene vielfältige Bezüge, und diese liegen zwischen Kunst und Religion.

Mennekes hat in vielen Gesprächen mit Künstlern, in Ausstellungen und in Vorträgen die Evidenz dieser lebendigen Beziehung zwischen Kunst und Religion aufgewiesen. Davon zeugen seine Veröffentlichungen, weit verstreut in vielen Katalogbeiträgen, Aufsätzen und in Monographien, u.a. über Siegfried Anzinger, Francis Bacon, Joseph Beuys, James Lee Byars, Eduardo Chillida, Marlene Dumas, Damian Hirst, Jenny Holzer, Anish Kapoor, Barbara Kruger, Arnulf Rainer, Gregor Schneider, Cindy Sherman, Antoni Tàpies, Paul Thek, Rosemarie Trockel, Bill Viola.
Sie decken eine lebendige Beziehung zweier kulturellen Teilkräfte auf, wie die zwischen Glaube und Zweifel bestehen. Vor allem aber zeigen über einhundert Interviews mit Künstlern, dass hier nicht die privaten Grundüberzeugungen eines einzelnen verhandelt werden, sondern ein großes Anliegen vieler Künstler und vieler Menschen heute. Es sind vielfach Evidenzen im Verborgenen und sind Beispiele für die geistigen Brüche in der Welt der Moderne.

Friedhelm Mennekes, geb. 1940, studierte Philosophie, Politische Wissenschaft, Geschichte und Katholische Theologie in Bonn, München und Frankfurt a.M. Er promovierte zum Dr. phil. bei Prof. Dr. Karl Dietrich Bracher in Bonn und habilitierte in Theologie.

1980 bis 2008 war er Professor für Praktische Theologie und Religionssoziologie an der Phil.-theol. Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt a.M.; 1985 bis 1989 gründete er die Kunst-Station Frankfurt a.M. Hbf; 1987 bis 2008 war er Leiter der Kunst-Station Sankt Peter Köln, Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik.
Seit 1993 ist Friedhelm Mennekes Honorarprofessor an der Akademie für bildende Künste der Universität Mainz, seit 1997 Honorarprofessor der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig; 2009 an der School of Art des Holy Cross College in Worcester, MA; 2010 an der School of Art des Amherst College, Amherst, MA. 2011 Fine Art Dpt Seattle University, Seattle WA.

2011 bis 2015 lehrt er als Gastprofessor zeitgenössische Kunst und ihre Vermittlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn (Lehrstuhl Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet). Seit 2016 lehrt er im Sommersemester moderne sakrale Architektur an der ETH Zürich, Architektur, bei Prof. Gion Caminada, Atelier Gisel.

Ausgewählte Publikationen

Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst der Gegenwart und ihrer Beziehung zum Spirituellen, u.a.: Joseph Beuys MANRESA. Eine Aktion als geistliche Übung, Frankfurt a.M. (Insel) 1992; Joseph Beuys: Christus DENKEN / THINKING Christ, dt.+engl., Stuttgart (VKB) 1996; spanische Ausgabe PENSAR Christo, Barcelona (Editorial Herder) 1997. Begeisterung und Zweifel. Profane und sakrale Kunst, Regensburg (Lindinger+Schmid) 2003; 2013 Übersetzung ins Tschechische, Prag. James Lee Byars: The White Mass, hg. von F.M., dt. u engl., Köln (Verlag der Buchhandlung Walther Koenig) 2004. Apocalypsis. Gerhard Trieb: Dürervariationen, dt. u engl., Köln (Wienand) 2007. Zwischen Freiheit und Bindung. Friedhelm Mennekes im Gespräch mit Britta Lentz, Köln (Wienand) 2008. Jon Echeverria Plazaola und F.M.: Intrusos en la Casa. Arte Moderne, expacio sagrado, spanisch und englisch, Alzuza, Navarra (Fundación Oteiza) 2011. F.M. und Kai Kullen (Hgg.): überRÄUME. Nicole Ahland fotografiert zwei sakrale Räume in Köln: S. Caecilien und S.Peter, Köln (Wienand) 2014.

Auszeichnungen

Im Jahr 1999 erhielt Friedhelm Mennekes den Corporate Art Preis für „herausragende Verdienste auf dem Gebiet der Kunst- und Kulturförderung“ der Burda Stiftung;
2002 die Wilhelm-Hausenstein-Ehrung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München, „für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der Kunstvermittlung“;
2011 wurde ihm in Düsseldorf das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für „sein beispielhaftes Engagement im interkulturellen Transfer zwischen Kunst und Kirche“ verliehen.