Horst Richter, geboren am 26. Februar 1926 in Leipzig. Nach seinem Studium der Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik, das er zwischen 1951 und 1956 an der Universität zu Köln absolvierte, wurde Richter im Mai des darauf folgenden Jahres promoviert. 1960 bis 1989 war er Pressereferent, ab Sommer 1971 zugleich Stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission in Köln (ab 1978 in Bonn). Er war von Sommer 1975 bis Herbst 1989 Präsident der AICA-Sektion der Bundesrepublik Deutschland.

Als Kunstkritiker erlangte der in Köln wohnhafte Richter vor allem Bekanntheit und Einfluss durch seine jahrzehntelange freiberufliche Tätigkeit für den Kölner Stadt-Anzeiger (1958–1996) und die Zeitschrift Weltkunst (1962–2004). Innerhalb seiner zahlreichen Buchveröffentlichungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts ist die im DuMont Verlag mittlerweile in 10. erweiterter Auflage erschienene Geschichte der Malerei im 20. Jahrhundert hervorzuheben, ebenso Künstlermonographien, wie der allererste Beitrag über den Kölner Maler Anton Räderscheidt (1972). In seiner 1958 herausgegebenen Monographie über El Lissitzky deutet sich bereits Richters besonderes Interesse an den konstruktiven Tendenzen der Kunst an, galt sein Engagement zudem der avancierten, im Westen weniger bekannten osteuropäischen Kunst, wie es sich auch in seiner häufigen Zusammenarbeit mit der Kölner Galerie Gmurzynska widerspiegelt.
Darüber hinaus war Horst Richter als Radiojournalist u.a. für die Deutsche Welle und den WDR tätig, ferner an verschiedenen WDR-Fernsehfilmen beteiligt.

Horst Richter ist am 22. Dezember 2018 verstorben.

 

Nachruf von Klaus Honnef

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Horst Richter, der langjährige Präsident der AICA-Sektion der Bundesrepublik Deutschland am 22. Dezember 2018 in Köln gestorben. Seine Präsidentschaft 1975 eröffnete für die damals nur westdeutsche AICA-Sektion ein Kapitel der Konsolidierung und der Kontinuität, der internationalen Anerkennung, der sukzessiven Erweiterung und Verjüngung des Kreises der Mitglieder. Die Jahre zuvor waren gleichermaßen von Unübersichtlichkeit und häufiger Lähmung gekennzeichnet und müssen im Grunde zur Vorgeschichte der westdeutschen AICA-Sektion gerechnet werden. Zwar vermochte die AICA-Sektion der DDR noch vor der Bundesrepublik den internationalen Kongress von 1974 zu veranstalten und damit im Zeichen des anhaltenden Ost-West-Konfliktes einen beachteten Prestigeerfolg erzielen. Doch drei Jahr später zog die Bundesrepublik Deutschland unter Richters Ägide im Zusammenhang mit der documenta 6 nach, und der internationale Kongress in Kassel und Köln ging als einer der lebhaftesten, diskussionsfreudigsten und kontroversesten kunstkritischen Diskurse in die Geschichte der AICA ein. Zweifellos zählt er zu den äußeren Glanzpunkten der Präsidentschaft des am 26. Februar 1926 in Leipzig geborenen Horst Richter, dessen Amtszeit 1989 endete.

In Köln hatte er von 1951 bis 1956 Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik studiert, ein Jahr später wurde er promoviert. Der UNESCO-Kommission diente Horst Richter von 1960 als Pressereferent und ab 1971 bis 1989, zunächst in Köln, dann in Bonn als stellvertretender Generalsekretär. Für den „Kölner Stadt Anzeiger“ und für die „Weltkunst“ schrieb Richter gleichzeitig viel gelesene Kunstkritiken. Darüber hinaus verfasste er zahlreiche Bücher, von denen seine „Geschichte der Malerei im 20. Jahrhundert“ im DuMont Verlag nicht weniger als 10 oft erweiterte Auflagen erreichte. Dem Kölner „Progressiven“ Anton Räderscheidt widmete er die erste Monografie überhaupt. Als Rundfunkjournalist war Horst Richter außerdem für die Deutsche Welle und den WDR tätig. Seine El Lissitzky-Monographie 1958 dokumentiert ein wachsendes Interesse für den Konstruktivismus, namentlich für seine im Westen kaum zur Kenntnis genommenen osteuropäischen Varianten. Richter gehörte zu den einflussreichsten und renommiertesten Kunstkritikern in der Bundesrepublik Deutschland. Sein klares ästhetisches Urteil verriet große Sachkunde und bezeugte die Souveränität und Gelassenheit seiner kunstkritischen Haltung. Von den künstlerischen Grabenkämpfen der 1960er und 1970er Jahre hielt er sich dagegen weitgehend fern und dank seines diplomatischen Geschicks gelang es ihm, sie ebenso der westdeutschen Sektion der AICA zu ersparen.

2. Januar 2019